Post

Mindestens einmal pro Woche bekomme ich Post von einer mir fremden Person.
Meistens ist es eine Leserin oder ein Leser, die bzw. der mir Rückmeldung zu einem Roman gibt, oder eine Frage dazu hat. Diese Kontakte sind schön, ist das Schreiben doch ein einsamer Beruf. Ich freue mich, wenn ich erfahre, welchen persönlichen Bezug Menschen zu meinen Romanstoffen haben, wie aufmerksam sie Details bemerken.

Manchmal bekomme ich auch Bitten um Autogrammkarten, die ich fast immer gern erfülle. Seltsamerweise sind es hin und wieder verschiedene Absender mit exakt gleichem Wortlaut. Und jedes Mal wird um eine ganz bestimmte Anzahl von Autogrammkarten gebeten. Mich interessierte, ob ein Club oder eine Tauschgemeinschaft dahinter steckt, und ich fragte nach … habe aber nie eine Antwort bekommen. Eigenartig.

Ab und zu schreibt mich jemand an und bittet um eine Buchspende für eine Tombola. Vor ein paar Tagen bekam ich die Anfrage eines Fördervereins einer Jugendarrestanstalt. Die Jungs und Mädels, die dort ihre Strafe verbüßten, würden häufig das Lesen für sich entdecken, hieß es. Abgeschnitten von Handy, TV und Spielekonsole, nähmen sie einfach mal Bücher zur Hand.
Das hat mir gefallen. Von Kafka stammt das Zitat „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Vielleicht ist das ein bisschen viel verlangt. Aber ich bin davon überzeugt, dass Bücher dem Eis in der Seele einen kleinen Riss verpassen und ein Saatkörnchen pflanzen können, das womöglich – zusammen mit unzähligen anderen Elementen – zu einem Richtungsweiser für eine bessere Zukunft heranwächst. Das wünsche ich den Jugendlichen sehr. Und mir wünsche ich, sie bei einer Lesung kennenzulernen, wenn es wieder möglich ist.

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