O du fröhliche …

Wie das Leben manchmal so spielt …
Kürzlich fragte mich eine Kollegin, ob ich mir vorstellen könnte, einen Kurzkrimi für eine Sammlung zum Thema Kaffee zu schreiben, die sie herausgeben wollte. Im Verhältnis zu Romanen kosten solche Beiträge viel Zeit, denn wenn auch nur zwischen 20 und 30 Seiten zu schreiben sind, muss ich mir doch die Figuren ausdenken, ihren Lebenslauf entwerfen, ihren Charakter kennen.
Trotzdem habe ich zugesagt, denn ich war wirklich lange nicht mehr kriminell unterwegs 😉 Da ich mit dem Verlag bisher nicht zusammenarbeite, habe ich meinen Agenten gefragt, ob etwas gegen diese neue Kooperation sprechen würde. Das war nicht der Fall. Allerdings plante der Aufbau Verlag, mit dem ich ja schon viele wunderbare Bücher machen durfte, ebenfalls eine Anthologie. Es bot sich also an, mich an diesem Projekt zu beteiligen.

Weihnachten war vorgegeben, ansonsten war ich frei. Ich hätte auch eine reine Liebesgeschichte entwickeln können oder voll auf Humor setzen dürfen. Wollte ich aber nicht, ich wollte mörderisch schreiben.

Meine erste Idee: Knecht Ruprecht oder Nikolaus zum Leben erwecken. Ich habe mir die Biografie von Nikolaus von Myra gründlich angesehen, Legenden über ihn gelesen. Langsam entwickelte sich meine Hauptfigur Nikolo.

Idee Nummer 2: Die Legenden passten perfekt zur Flüchtlingswelle 2015. Wie wäre es, wenn ich von einem Syrer mit türkischen Wurzeln erzähle, der Menschen rettet wie Nikolaus von Myra? Fehlt noch der Krimi-Aspekt. Ich wollte den Mann in Deutschland eine Frau kennenlernen lassen, der er zu Weihnachten einen großen Wunsch erfüllen möchte. Dabei kommt es zu einem Unfall, der als Totschlag ausgelegt werden könnte.
Irgendwie noch nicht überzeugend.

Dann kam die dritte Idee: Raus mit dem doch noch relativ aktuellen politischen Bezug, und mal eben die Handlung weiter in die Vergangenheit verlegt, in die 60er Jahre. Nikolo ist kein Syrer, sondern ein Gastarbeiter aus der Türkei. (Ich glaube, jetzt hat er auch erst seinen Namen bekommen 😉 )

Ich habe mich in diese Zeit eingearbeitet. Sehr spannend! Und dann war plötzlich ganz viel da. Meine Finger huschten über die Tastatur, ein Verbrechen geschah, ein Mann starb, obendrein wurde es richtig weihnachtlich – Ende Mai!
Text fertig, ab damit zu den Testlesern und der Lektorin. Beiden Testlesern gefiel die Geschichte, nur fanden sie sie zu wenig kriminalistisch. Die kluge Lektorin hat erkannt: Raus mit den mörderischen Elementen, denn die passen eigentlich gar nicht.
Und so wurde aus dem Kurzkrimi zum Thema Kaffee eine Weihnachtsgeschichte im Hamburg der 60er mit ganz viel Atmosphäre und Herz 😛

Verrückt, wie das Leben manchmal so spielt …

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