Ein Buch entsteht

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Manchmal bin ich überrascht, wenn ich höre, wie sich Menschen meinen Alltag vorstellen:
“Du kommst bestimmt gegen 12 Uhr aus der Badewanne, stellst das Glas Champagner beiseite und wartest, dass dich die Muse küsst.”
Was soll ich sagen? Ich habe gar keine Badewanne …

Nein, Quatsch. Aber tatsächlich denken viele, ich würde die Geschichte schreiben, die ich gerade im Kopf habe, sie abgeben, wenn sie eben fertig ist. Völlig egal, wie lang sie ist. Danach mache ich erst mal Pause, bis mir eine neue Romanhandlung im Kopf herumspukt.
So ist es nicht.

Denke ich länger darüber nach, ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass einige von meinem Berufsleben eine falsche Vorstellung haben. Mir geht es mit ihren Berufen genauso. Keine Ahnung, worum sich ein Zugbegleiter zu kümmern hat, außer die Tickets zu kontrollieren. Oder woher soll ich wissen, was ein Bohnenbeobachter tut (eine meiner Lieblingsberufsbezeichnungen!), wenn er gerade keine Bohnen beobachtet (also Kakaobohnen auf deren Qualität kontrolliert)?

Dann will ich mal Licht ins Dunkel bringen: Also …

Zuerst ist da die Idee. Die bringe ich in Form, das heißt, ich schreibe ein sogenanntes Exposé, in dem ich die Handlung umreiße und die wichtigsten Figuren vorstelle.

Konnte ich ein Verlagsteam damit begeistern, folgt der Vertrag, der bereits festlegt, wie lang das Manuskript und wann es abgegeben werden soll.
Ich recherchiere und schreibe wie der Teufel und halte im besten Fall diese Vorgaben ein 😉

Ist der erste Entwurf abgeliefert, bekomme ich Rückmeldung von meiner Lektorin. Wir besprechen, ob ich beispielsweise im Eifer des Gefechts an einer Stelle zu schnell war und ähnliche Dinge. Danach kriege ich den Text mit Anmerkungen zurück, überarbeite alles und gebe die zweite und hoffentlich endgültige Version ab.

Davon stellt der Verlag den sogenannten Umbruch her. Der sieht schon aus wie ein gedrucktes Buch. Meistens fallen mir beim Lesen noch kleine Fehler oder unschöne Formulierungen auf. Die gebe ich wiederum an die Lektorin durch. Das sieht z.B. so aus:

S. 81, 2. Absatz, 4./5. Zeile
zufrieden bitte streichen: “Ich sehe, meine Frau hat sich nicht gelangweilt”, sagte Oscar. “Das ist schön.”

gleiche Seite, 7. Zeile von unten
Bitte ändern in: Behn wird sein Bestes tun, mehr ist erst einmal nicht zu machen damit muss ich erst einmal zufrieden sein.”
Damit fliegt die Doppelung von machen / machte (nächste Zeile) raus 😉

S. 92, Mitte
Doppelung Weg. Bitte ändern in: Solange die drei zusammenhielten, würden sie alle Knüppel aus dem Weg fortschaffen, die das Leben ihnen womöglich noch in den Weg legte, dessen war sie sicher.

S. 175, 12. Zeile von unten
Zum besseren Verständnis die Mutter bitte noch einmal einfügen: “Die Mutter ist aber nun gestorben. Seine Schwester hat er noch, …

Die Lektorin fügt die letzten Änderungen ein, gibt das Manuskript in die Herstellung und … tadaa … fertig ist das Buch!
Für mich geht’s danach ab in die Badewanne … 😉

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