Bekanntgabe der Nominierten

Im Juni habe ich in meinem Tagebuch über meine Arbeit in der Glauser-Jury berichtet.
Zur Erinnerung: Der Glauser ist ein Krimipreis, der jedes Jahr vom Syndikat e.V. vergeben wird. Das wiederum ist der Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, ein kriminell guter Haufen von Kollegen und Kolleginnen, zu dem ich mich zählen darf. Und das obwohl Krimi nun wirklich nicht mein Hauptbetätigungsfeld ist.

368 Titel wurden zwischen dem 01.12.2020 und dem 30.11.2021 von 81 Verlagen eingereicht. Darunter war sogar jeweils einer aus Liechtenstein und Italien. Glücklicherweise musste ich nicht alle Bücher lesen, sondern nur rund 210. Auch schon eine Menge Holz, wie man so sagt. Insgesamt habe ich etwa 1.000 Punkte verteilt. Macht ganz grob fünf Punkte pro Krimi.
Zehn Punkte war die Höchstwertung, die allerdings die wenigsten ergattert haben, fünf Punkte bedeutete für mich ordentlicher Durchschnitt ohne große handwerkliche Schwächen, aber eben auch nicht positiv herausragend.

368 Bücher = riesige Vielfalt!

Jedes Buch hat von mir einen Zettel bekommen, auf dem ich mir Notizen gemacht habe. Die klangen zum Beispiel so:
* Ständige Wortwiederholungen, bewusst altertümliche Sprache – anstrengend
* Spannend, komplex, aber leider unnötig brutal
* Packend, glänzend recherchiert, gute Sprache
* Figuren blass und nicht greifbar; Banales blumig oder bemüht spannend beschrieben; Beziehungen der Figuren zueinander stimmen nicht
* Platt und effektheischend; Klischee-Alarm
* Sehr besonderer Held, witzig und unterhaltsam

Manchmal waren meine Kommentare wirklich böse, hin und wieder habe ich Stellen markiert, die meine Bewertung belegen sollten. Sie waren natürlich nur für mich bestimmt, damit ich mich schnell wieder an das erinnern konnte, was mir gefallen hat oder eben nicht. Auch wenn einige Kollegen und Kolleginnen schlecht abgeschnitten haben, habe ich vor jedem und jeder von ihnen Respekt, allein dafür, dass sie einen Roman geschrieben und einen Verlag überzeugt haben. Vieles ist schließlich Geschmackssache.

Und so kam es nicht selten vor, dass in der fünfköpfigen Jury fünf Meinungen zu einem Buch aufeinander prallten. Überraschenderweise gab es aber auch oft viel Einigkeit.
Nach regem Austausch über ein Jahr hinweg haben wir uns am 22. Januar 2022 virtuell getroffen und auf fünf Nominierte geeinigt. Wer das Rennen gemacht hat, sehen Sie hier.

Der Sieger soll nach zwei Jahren Abstinenz endlich wieder auf der Bühne vor Publikum geehrt werden. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Criminale statt, einem großen Krimi-Festival. Lust, dabei zu sein? Dann gucken Sie doch mal auf die Seite des Syndikats unter CRIMINALE.

Und was wird nun aus all den Krimis, die sich bei mir stapeln?
Einige sind schon weg, verschenkt an den Postboten, der sich nahezu täglich abgeschleppt hat oder an eine Senioren-Wohnanlage. Der größte Teil geht dieses Mal an die Bücherei in Ahrensbök. Büchereien sind für uns Autoren sehr wichtig. Oft haben sie leider erschreckend geringe Budgets.
Ich finde, dort sind die Krimis super aufgehoben, denn sie erreichen viele Leser.
Na dann, viel Spaß beim Schmökern allerseits!

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