Hallig-2

Was bisher geschah: Hallig Februar

14. April 2011 – Der Sturm hat sich gelegt …

Donnerstag. Ich sitze im Touristikbüro. Es ist, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Stimmt nicht ganz. Es ist voller geworden auf der Hallig. Touristen sind keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern laufen paarweise oder gar in kleinen Grüppchen über das Eiland, das eine ganze Ecke grüner geworden ist. Und die ersten Knospen sprießen auch hier und da.

Apropos voller geworden …Die Ringelgänse tummeln sich zu Hunderten und fressen genüsslich Mengen von Gras. Was rein geht in so einen Gänsebauch, das muss auch wieder raus. Wenn Sie wissen, was ich meine. Entsprechend sehen die Wege aus. Macht aber nichts. Dafür ist es unvergleichlich schön, morgens zwischen den Schwärmen der schnatternden Tiere hindurch zum Büro zu marschieren.

Darüber hinaus erwacht Hooge zum Saison-Leben. Die Leih-Fahrräder werden zum Anleger gebracht. Es hat mehr als ein Café oder Restaurant täglich geöffnet. Unglaublich: T-Stube, Restaurant „Seehund” und andere machen jetzt schon jeden Tag Betrieb!

Selbst das Wetter stimmt sich auf Saison ein. Der heftige Sturm – so schlimm habe ich es noch nie erlebt – der gestern und bei meiner Ankunft am Dienstag getost hat, hat sich gelegt.

                  

   Einzug in meine Unterkunft auf Kirchwarft – mit Kamera, Ton und Beleuchtung

 

18. April 2011 – Ostern steht vor der Tür …

Hier ist vielleicht etwas los! Morgens beim Halligkaufmann steht man an der Kasse doch tatsächlich Schlange. Naja, okay, es sind halt mal Menschen vor einem an der Reihe. Und das wird mehr! Schön irgendwie. Bisher habe ich nur entspannte Gäste erlebt, die ihren Urlaub genießen.

Kein Wunder, es ist eine tolle Jahreszeit. Wenn ich an meinem Fenster in der Sturmflutwohnung auf Kirchwarft sitze, muss ich mich sehr zusammenreißen, um weiter an meinem Roman zu arbeiten. Am liebsten würde ich ständig raus gucken, die Ringelgänse beobachten oder in den Sonnenuntergang träumen. Ist der schön?

Heute besucht mich eine ganz wunderbare Lübecker Fotografin. Die hätte den Sonnenuntergang bestimmt noch viel schöner hingekriegt.

Und am Freitag kommt meine Familie! Darauf freue ich mich schon riesig. Aber heute heißt es erst mal Plattdeutsch pauken. Puh, hoffentlich blamiere ich mich nicht.

 

20. April 2011 – Fernsehtipp des Tages …

Da gucke ich gestern nichtsahnend das Schleswig-Holstein-Magazin …Okay, ich habe natürlich geahnt, dass der Beitrag über meinen Einsatz als Halligschreiberin irgendwann in den nächsten Tagen erscheint. Aber als ich dann die Vorschau gesehen habe, war ich doch überrascht.

Jeden Tag wird es jetzt wärmer. Damit wird es auch jeden Tag schwerer, im Zimmer zu hocken und an meinem Roman zu arbeiten. Ich schreibe ja wirklich gerne, aber im Moment ist es eine Herausforderung. Da motiviert es natürlich sehr, wenn man nette Leserpost bekommt, in der es heißt: „Weiter so! Ich warte auf Ihr nächstes Buch.” Danke!

Noch etwas macht Freude: Immer mehr Hooger kommen auf mich zu und bieten mir ihre Gästebücher für eins meiner Projekte an. Ich glaube, das wird ein richtig tolles Buch. Und wegen des Hallig-Romans – das andere Projekt – habe ich heute auch gute Nachrichten bekommen. Da kommt also etwas auf alle Hooge-Fans zu!

                               

Das ist das Pastorat. Hinter den beiden mittleren Fenstern oben sitze ich und bin fleißig, wenn mich nicht gerade der Blick (rechts) ablenkt …

21. April 2011 – Kaffeekränzchen …

Gestern hat mich nicht das schöne Wetter abgelenkt, sondern eine Einladung des Pastors. Ich durfte an einem Kaffeekränzchen mit zwei zauberhaften Damen – üblicherweise ist der Kreis größer – teilnehmen. Beide sind hierher geheiratet worden und leben seit über 60 Jahren auf Hooge. Es war unglaublich schön, wie sie von früher erzählt haben, von einem Hooge, das 1927 die ersten Urlaubsgäste empfangen hat. Damals wurde man schon mal mit der Schubkarre am Anleger abgeholt. Und natürlich nicht an dem Anleger mit dem gelben Tor, den heutige Fans kennen, sondern am Landsende hinter Ockenswarft. Die Verbindung von Schlüttsiel oder Nordstrand gab es noch nicht. Man musste über Pellworm anreisen.

Ach, ich habe diesen Nachmittag mit den beiden Damen und Pastor Witte sehr genossen. Und das, obwohl ich zwei plattdeutsche Kirchenlieder mitsingen musste. Wer mich kennt, weiß, was das bedeutet. Über mein mäßiges Plattdeutsch habe ich an dieser Stelle ja schon öfter berichtet. Gegen meine Gesangskünste ist das allerdings toll. Ich staune selbst, dass bei meinem Gejodel die Milch für den Kaffee nicht sauer geworden ist.

 

23. April 2011 – Theater, Theater …

Heute ist Premiere der Hooger Speeldeel. Die Hallig vibriert vor Lampenfieber …Ich werde berichten.

28. April 2011 – Zurück auf dem Kontinent …

Seit zwei Tagen zu Hause. Mein Schatz und der Alltag haben mich wieder. Der Terminkalender ist voll, mein Kopf ebenfalls …voller Ideen. Dazu später mehr.

Ich bin noch den Bericht über die Premiere schuldig. Also: Unbedingt hingehen, wenn Sie auf Hooge sind und sich wieder für die Speeldeel der Vorhang öffnet. Nun gut, das mit dem Text war noch ausbaufähig, aber Textkenntnisse werden eindeutig überbewertet. Ohne Spielfreude und Improvisationstalent retten die den Abend nämlich nicht. Und davon war jede Menge vorhanden. Schon die Einleitung von Erco war herrlich! Hatte er die Rollenbeschreibungen wirklich noch nie gelesen? Bevor das eigentliche Stück begann, gab es den ersten Szenenapplaus – etwa, als eine Hand dem schlotternden Erco („Ich will nicht!”) einen Schnaps durch den noch geschlossenen Vorhang reichte. Ob eine Spielerin nicht wusste, durch welche Tür der Besuch gleich kommt, oder alle Spieler sich selbst kaputtlachen mussten, der Zuschauer wurde bestens unterhalten. Meine Schwester neben mir hat Tränen gelacht …

Wie schon erwähnt, schwirren eine Menge Ideen für Hallig-Bücher in meinem Kopf herum. So entwickle ich mich wohl zur Halligschreiberin im besten Sinne und werde auch über meine offizielle Amtszeit hinaus versuchen, Projekte zu realisieren. Denn da ist einfach so viel, was erzählt werden muss, finde ich.

Diese drolligen Streithähne …pardon, Ringelgänse sind schon auf dem Weg nach Sibirien, wenn ich wiederkomme …

Ick grööt un sach: Erstmol! Am 28. Mai bin ich wieder unterwegs zum dritten Einsatz auf Hooge. Ich freu mich!

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7- Hallig Abschied

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